Glossar
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G
- GBV
Geschlechtsbasierte Gewalt (englisch gender-based violence, GBV) bezeichnet schädliche gewaltvolle Handlungen gegen eine Person aufgrund ihres Geschlechts. GBV ist ein sektorübergreifendes gesamtgesellschaftliches Massenphänomen des Alltags, eine schwere Menschenrechtsverletzung und ein Entwicklungshemmnis. Frauen und Mädchen in all ihrer Diversität sind überproportional betroffen, aber nicht ausschließlich. Der Begriff verdeutlicht, dass die Gewalt ihre Wurzeln in den ungleichen Machtverhältnissen zwischen den Geschlechtern, in schädlichen Geschlechternormen und den daraus resultierenden strukturellen Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen hat. Formen von GBV sind vielfältig und reichen von sexualisierter geschlechtsbasierter Gewalt (SGBV), digitaler Gewalt, schädlichen Praktiken wie weiblicher Genitalverstümmelung oder Kinder-, Früh-, und Zwangsheirat über konfliktbedingte Gewalt (englisch conflict-related sexual violence) bis hin zu sozialer oder struktureller Gewalt. SGBV wird in vielen Kontexten verwendet und hebt sexuelle Handlungen hervor, die Personen gegen ihren Willen oder ohne ihr Einverständnis aufgedrängt oder aufgezwungen werden. Sexualisierte Gewalt umfasst ein weites Spektrum, zum Beispiel sexuelle Belästigung, Vergewaltigung und sexuellen Missbrauch. Der Begriff „sexualisiert“ bringt zum Ausdruck, dass es bei der sexuellen Gewalt nicht um sexuelle Lustbefriedigung geht, sondern in erster Linie um Machtausübung und Unterdrückung.
- Gender-Ideologie
Der Begriff Gender-Ideologie wird häufig vonseiten rechtspopulistischer und antifeministischer Bewegungen diskreditierend gegen Positionen verwendet, die für Geschlechtergerechtigkeit, Gender-¬Mainstreaming oder sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte stehen. Der Begriff soll dabei die Forderungen als „Ideologie“ herabsetzen und delegitimieren. Dabei wird der Begriff Gender als gemeinsames Feindbild genutzt. Der Begriff entstand in den 1990er Jahren als Gegenreaktion katholischer Gruppierungen, als Gender das erste Mal auf der Weltkonferenz der Menschenrechte in Wien (1993), der Weltbevölkerungskonferenz in Kairo (1994) sowie der Weltfrauenkonferenz in Peking (1995) Teil internationaler Verhandlungen wurde.
- Gender/ soziales Geschlecht
Der englische Begriff Gender hat sich in den 1960er Jahren in der deutschen Sprache als Bezeichnung für das soziale Geschlecht zunächst in der Wissenschaft etabliert. Gender verweist auf die sozialen Auswirkungen von Geschlecht und die gesellschaftlichen Geschlechterverhältnisse, die durch Gesellschaft und Kultur geprägt sind. Der Begriff beschreibt, wie Zuschreibungen, Verhaltensweisen, Erwartungen, Vorstellungen und Normen an ein bestimmtes Geschlecht gebunden sind. Damit grenzt sich das soziale Geschlecht vom biologischen Geschlecht ab. Das soziale Geschlecht ist gesellschaftlich vorgegeben und daher kontextabhängig und wandlungsfähig.
- Gendertransformativ
Das Ziel gendertransformativer Ansätze ist es, Geschlechterungleichheiten, die aus patriarchalen Machtverhältnissen her vorgehen, nachhaltig zu verändern. Dafür werden Geschlechternormen und Binaritäten kritisch hinterfragt. Die Ansätze zielen darauf ab, ein gesellschaftliches Bewusstsein für die Gründe von Ungleichheiten zu schaffen, um darauf aufbauend schädliche Normen und Praktiken sowie Stereotype zu verändern.
- Geschlecht (biologisch)
Geschlecht fungiert als Oberkategorie für die englischen Begriffe von sex und gender. Sex bezieht sich dabei auf das biologische Geschlecht und umfasst alle körperlichen, geschlechtsspezifischen Merkmale, wie beispielsweise Chromosomen, Hormone oder innere und äußere Geschlechtsorgane. Menschen, deren biologisches Geschlecht mehrdeutig ist, werden oftmals der binären Kategorie Mann/Frau zugeordnet. In der Medizin und Biologie wird das binäre Modell inzwischen in Frage gestellt und das biologische Geschlecht als Spektrum verstanden.
- Geschlechterrollen und -stereotype
Geschlechterrollen umfassen die allgemeinen gesellschaftlichen Erwartungshaltungen an das Verhalten von bestimmten Geschlechtern und sind kulturell vermittelt. Oft wird es demnach als natürlich angesehen, dass Frauen fürsorglich und liebevoll, Männer dagegen durchsetzungsstark und entscheidungsfreudig sind. Sollte eine Person diesen Erwartungen und Anforderungen nicht entsprechen, führt dies oftmals zu Ausgrenzung und Diskriminierung bis hin zu Hass und Todesdrohungen. Da es sich oft um klischeehafte Vorstellungen in Bezug auf Frauen und Männer handelt, spricht man auch von Geschlechterstereotypen.
- Geschlechtsidentität
Geschlechtsidentität oder geschlechtliche Identität beschreibt das tief empfundene innere und persönliche Gefühl der Zugehörigkeit zu einem Geschlecht (gender), keinem Geschlecht oder mehreren Geschlechtern. Dieses empfundene Geschlecht kann mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht (sex) übereinstimmen oder nicht übereinstimmen. Weiblich, männlich, trans, nicht binär, inter* und queer sind Beispiele für Geschlechtsidentitäten.
- Gleichberechtigung der Geschlechter/ Geschlechtergleichstellung
Gleichberechtigung ist, wenn jede Person die gleichen Rechte, Pflichten und Chancen hat. Geschlechtergerechtigkeit stellt einen Grundpfeiler einer wirtschaftlich, sozial und ökologisch nachhaltigen Entwicklung dar. In der Praxis werden die Begriffe Gleichberechtigung der Geschlechter und Geschlechtergleichstellung oftmals als Synonym verwendet. Der Begriff der Gleichberechtigung stellt in erster Linie auf die juristische Gleichbehandlung von Menschen ab. Die rechtliche Gleichbehandlung führt jedoch nicht automatisch zu einer faktischen Gleichbehandlung im Sinne von gleichen Chancen, weshalb der Begriff der Gleichstellung eingeführt wurde. Der Begriff der Geschlechtergleichstellung ist – jenseits der (theoretischen) juristischen Gleichbehandlung – als politischer Prozess zu verstehen. Er zielt darauf ab, dass die unterschiedlichen Interessen, Bedürfnisse und Prioritäten von Menschen berücksichtigt werden müssen, um eine faktische Gleichbehandlung zu erreichen. Das bedeutet, dass alle Menschen die gleichen Rechte, Pflichten und Chancen tatsächlich wahrnehmen können. Es geht darum, tief verwurzelte geschlechts-spezifische Diskriminierungsformen zu überwinden und eine gleichberechtigte politische, wirtschaftliche und soziale Teilhabe für alle Geschlechter zu ermöglichen. Gleichberechtigung und Gleichstellung können sich gegenseitig bedingen.
- Globaler Norden / Globaler Süden
Die Begriffe Globaler Norden und Globaler Süden werden nicht geografisch verwendet, sondern verweisen auf eine privilegierte oder benachteiligte politische, ökonomische und kulturelle Position eines Staates im globalen Kontext. Länder des Globalen Südens nehmen historisch bedingt eine Position im globalen System ein, die sowohl gesellschaftlich als auch politisch und ökonomisch benachteiligt ist. Länder des Globalen Nordens hingegen nehmen eine dementsprechend begünstigte Position ein. Die Terminologie stellt auch die Ungleichheit und die dadurch bedingten Abhängigkeitsverhältnisse heraus. Mit den Begriffen sollen die überholten Bezeichnungen Dritte Welt und Entwicklungsländer abgelöst werden, allerdings stehen auch die Begriffe Globaler Norden und Globaler Süden in der Kritik, da es sich um eine eurozentrische Kategorisierung.
- GTA
Gendertransformativer Ansatz