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Ge­schlechts­spe­zi­fi­sche Ste­reo­ty­pe hin­ter­fra­gen und Gewalt ge­gen Frauen und Mäd­chen ver­hin­dern

30.03.2021, News :

In Zusammenarbeit mit dem International Rescue Committee setzten wir den Ansatz "Engaging Men through Accountable Practice" erfolgreich in Kamerun um.
 

Der Ansatz "Engaging Men Through Accountable Practices" (EMAP) wurde 2013 vom International Rescue Committee (IRC) entwickelt und seitdem in verschiedenen Kontexten umgesetzt und angepasst. In Kamerun finanzierte das GIZ-Sektorvorhaben "Förderung der Gleichberechtigung der Geschlechter" die Umsetzung von EMAP von Oktober 2019 bis August 2020.

Frauen und Mädchen sind besonders von dem Konflikt und den anschließenden Vertreibungen betroffen, die in der kamerunischen Region Hoher Norden stattfinden. Schon vor dem Konflikt waren Frauen und Mädchen einem hohen Maß an geschlechtsspezifischer Gewalt (GBV) ausgesetzt, wie etwa Gewalt durch Partner:innen sowie Zwangs- und Frühverheiratung. Mit dem Ausbruch des bewaffneten Konflikts hat GBV zugenommen.

EMAP ist ein strukturierter Prozess, der weibliche und männliche Teilnehmende einschließlich religiöser oder kultureller Führungskräfte in die Reflektion sozialer Normen und Geschlechterstereotypen einbezieht, um geschlechtsspezifische Gewalt zu überwinden. Frauen definieren zu Beginn der Workshopreihe ihre Prioritäten, die die Gestaltung der Workshops mit den Männern maßgeblich beeinflusst. So wird sichergestellt, dass in der Arbeit mit den Männern die lokalen Gegebenheiten angemessen reflektieren werden und Rechenschaft gegenüber den Frauen hergestellt wird.

Die 175 Teilnehmerinnen konnten in den EMAP-Sitzungen ihre Probleme artikulieren und Vorschläge einbringen, wie Männer ihr Verhalten zukünftig ändern können, damit sie sich sicherer fühlen. Einige Teilnehmerinnen stellten fest, dass bestimmte Praktiken wie weibliche Genitalverstümmelung (FGM) und frühe Heirat, die für sie bisher normal waren, in Wirklichkeit Gewalt gegen Mädchen darstellen.

Die 125 männlichen Teilnehmer begannen ihre Workshop-Reihe zwei Monate später. Sie lernten verschiedene Formen von Gewalt kennen und führten lösungsorientierte Diskussionen über Verantwortungsübernahme und gesunde Beziehungen. Vor den EMAP-Workshops waren 82 Prozent der Männer der Meinung, dass eine Frau unterwürfig sein muss und ihrem Mann nicht widersprechen darf, da sonst Missbrauch oder Gewalt gerechtfertigt wären. Am Ende des Projekts stimmten 57 Prozent zu, dass Frauen aus keinem Grund Gewalt ausgesetzt werden sollten.

Mein Ver­hal­ten hat sich dank EMAP sehr ver­än­dert. Vor­her ha­be ich ge­glaubt, dass wir mit der Frau ma­chen kön­nen, was wir wol­len, jetzt ver­ste­he ich, dass die Frau ei­nen Wert hat und so­gar ei­ne Ge­min­de lei­ten kann.

Der Imam von Mora

Wenn Ansätze darauf abzielen Geschlechternormen zu hinterfragen und Personen beim Erschaffen von positiven Geschlechtsidentitäten unterstützen, können sie dazu beitragen, geschlechtsspezifische Gewalt zu verhindern und die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass Änderungen der Einstellung möglich sind, aber sie Zeit und einen kontinuierlichen, offenen und respektvollen Dialog sowie Unterstützung brauchen. 

Projekte der Entwicklungszusammenarbeit können einen wichtigen Beitrag zur Förderung von Geschlechtergerechtigkeit, respektvollen Geschlechterbeziehungen und friedlichen Gesellschaften leisten.

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit setzt sich dafür ein, einen Beitrag zur Gewaltprävention zu leisten, die Partizipation von Frauen zu stärken und Überlebende von geschlechtsspezifischer Gewalt einschließlich konfliktbedingter sexueller Gewalt zu unterstützen. Die Umsetzung der Agenda "Frauen, Frieden und Sicherheit " ist eine Priorität und ein Querschnittsthema für die deutsche Entwicklungspolitik, Außenpolitik und Verteidigungspolitik. Die Bundesregierung hat sich mit der Veröffentlichung ihres dritten Nationalen Aktionsplan zur Umsetzung der Agenda Frauen, Frieden und Sicherheit (2021-2024) (öffnet neues Fenster) am 2. März 2021 ambitionierte Ziele gesetzt.

Mehr Informationen über den EMAP-Ansatz finden Sie hier.

Gewalt ge­gen Frauen und Mäd­chen

Jede dritte Frau weltweit erfährt in ihrem Leben zumindest einmal körperliche oder sexualisierte Gewalt. Sowohl im privaten als auch im öffentlichen Raum kann Gewalt unterschiedliche Formen annehmen. Zu ihnen zählen unter anderem häusliche und intime Partnergewalt, sexualisierte, wirtschaftliche und psychische Gewalt, Menschenhandel sowie schädliche Praktiken wie weibliche Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, abgekürzt FGM).