Chan­cen ei­ner gleich­be­rech­tig­ten Agrar­wirt­schaft

In vielen Partnerländern machen Frauen über die Hälfte der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte aus.x Da der Großteil der Beschäftigung in der Landwirtschaft informell ist, sind Frauen davon besonders stark betroffen.

Informelle Beschäftigungsverhältnisse unterliegen weder staatlichen Kontrollen noch staatlicher Regulierung und bieten zumeist keinen arbeits- oder sozialrechtlichen Schutz. Am häufigsten sind Frauen in der informellen Wirtschaft als unbezahlt mitarbeitende Familienmitglieder sowie als im Auftrag arbeitende Heimarbeiterinnen bzw. Hausangestellte vertreten.x

Hin­ter­grün­de und Po­ten­tia­le:

Vielerorts gibt es weiterhin Gesetzgebungen und Traditionen, die sich auf Frauen und Mädchen benachteiligend auswirken. Dazu gehören unter anderem frühe Heirat, Landrechte oder diskriminierende Erbschaftsregelungen. 
Zudem sind Frauen in ländlichen Organisationen oftmals unterrepräsentiert und schlechter informiert über die ihnen zustehenden Rechte, welches ihre Mitsprache- und Entscheidungsmöglichkeiten reduziert.

  • All diese Praktiken führen zu einem eingeschränkten Zugang zu Ressourcen, wie Produktionsmitteln, Beratungsdiensten und Finanzdienstleistungen.
  • Ein verbesserter direkter Zugang zu Finanzdienstleistungen für Frauen ermöglicht ihnen Investitionen in produktive Ressourcen wie zum Beispiel landwirtschaftliche Betriebsmittel.
  • Zusätzlich investieren Frauen in der Regel auch in „humanes Kapital“ – unter anderem in die Gesundheit, Ernährung und Bildung ihrer Kinder. Dadurch hat ein gleichberechtigter Zugang zu Finanzdienstleistungen langfristig positive Auswirkungen auf die gesamte volkswirtschaftliche Entwicklung.x

Ein ver­bes­ser­ter Zu­gang zu Bil­dung und Aus­bil­dung für Mäd­chen und Frauen als Schlüs­sel zu for­mel­len Be­schäf­ti­gungs­mög­lich­kei­ten ist es­sen­zi­ell.

Change Agents

Die verschiedenen Herausforderungen und Dimensionen der Benachteiligung von Frauen in der Landwirtschaft bedingen sich zum Teil gegenseitig und erschweren eine selbstbestimmte Entwicklung. Die Förderung der Gleichberechtigung der Geschlechter ermöglicht es, das Potenzial von Frauen als Change Agents, zu nutzen, auch im Zusammenhang mit der Bewältigung der Klimakrise.

Denn aufgrund ihrer starken Repräsentation in der landwirtschaftlichen Arbeit sind Frauen zudem wichtige Vorantreiberinnen beim Wandel zu nachhaltigen Anbaumethoden. Gleichzeitig muss darauf geachtet werden, dass sich die Arbeitsbelastung von Frauen nicht weiter erhöht – es ist dafür unerlässlich, dass Männer und Jungen ebenfalls zu Change Agents werden.

Fußnoten

  1. Quelle: FAO 2011: THE STATE of Food and Agriculture 2010-2011. Women in Agriculture. Closing the gender gap for development
  2. Quelle: WIEGO (2019) Women and Men in the Informal Economy: A Statistical Brief 
  3. Quelle: FAO (2011) Rural Women’s Access to Financial Services