Chan­cen ei­ner gleich­be­rech­tig­ten Agrar­wirt­schaft

In vielen Partnerländern machen Frauen über die Hälfte der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte aus.x Da der Großteil der landwirtschaftlichen Beschäftigung in diesen Ländern informell ist, sind Frauen also auch besonders stark von informeller Arbeit betroffen.

Informelle Beschäftigungsverhältnisse unterliegen weder staatlichen Kontrollen noch staatlicher Regulierung und bieten zumeist keinen arbeits- oder sozialrechtlichen Schutz. Am häufigsten sind Frauen in der informellen Wirtschaft als unbezahlt mitarbeitende Familienmitglieder sowie als im Auftrag arbeitende Heimarbeiterinnen bzw. Hausangestellte vertreten.x

In der Anfangsphase der Pandemie war die Wahrscheinlichkeit, dass informell Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verloren oder zur Nichterwerbstätigkeit gezwungen wurden, aus mehreren Gründen höher als bei formellen Beschäftigten: In den Sektoren, die stark von Lockdown- und Eindämmungsmaßnahmen betroffen waren, war die Informalität weit verbreitet, die Möglichkeit der Telearbeit für informell Beschäftigte war begrenzt, informelle Arbeitsverhältnisse können relativ einfach beendet werden und es gab eine höhere Inzidenz informell Beschäftigter in kleineren Unternehmen, die Schwierigkeiten hatten, längere Perioden der Inaktivität zu überleben, und weniger (oder gar keine) Zugang zu Unterstützungsmaßnahmen, einschließlich Programmen zur Mitarbeiterbindung, hatten. x

Hin­ter­grün­de und Po­ten­tia­le:

Vielerorts gibt es weiterhin Gesetzgebungen und Traditionen, die sich auf Frauen und Mädchen benachteiligend auswirken. Dazu gehören unter anderem frühe Heirat, fehlende Landrechte oder diskriminierende Erbschaftsregelungen. 
Zudem sind Frauen in ländlichen Organisationen oftmals unterrepräsentiert und schlechter informiert über die ihnen zustehenden Rechte, welches ihre Mitsprache- und Entscheidungsmöglichkeiten reduziert.

  • All diese Praktiken führen zu einem eingeschränkten Zugang zu Ressourcen, wie Produktionsmitteln, Beratungsdiensten und Finanzdienstleistungen.
  • Ein verbesserter direkter Zugang zu Finanzdienstleistungen für Frauen ermöglicht ihnen Investitionen in produktive Ressourcen wie zum Beispiel landwirtschaftliche Betriebsmittel.
  • Zusätzlich investieren Frauen in der Regel auch in „humanes Kapital“ – unter anderem in die Gesundheit, Ernährung und Bildung ihrer Kinder. Dadurch hat ein gleichberechtigter Zugang zu Finanzdienstleistungen langfristig positive Auswirkungen auf die gesamte volkswirtschaftliche Entwicklung.x

Ein ver­bes­ser­ter Zu­gang zu Bil­dung und Aus­bil­dung für Mäd­chen und Frauen als Schlüs­sel zu for­mel­len Be­schäf­ti­gungs­mög­lich­kei­ten ist es­sen­zi­ell.

Change Agents

Die verschiedenen Herausforderungen und Dimensionen der Benachteiligung von Frauen in der Landwirtschaft bedingen sich zum Teil gegenseitig und erschweren eine selbstbestimmte Entwicklung. Die Förderung der Gleichberechtigung der Geschlechter ermöglicht es, das Potenzial von Frauen als Change Agents, zu nutzen, auch im Zusammenhang mit der Bewältigung der Klimakrise.

Frauen in ländlichen Gebieten und indigene Gemeinschaften spielen eine wichtige Rolle bei der Erhaltung und Bewirtschaftung der biologischen Vielfalt und sind wichtige Vorantreiberinnen beim Wandel zu nachhaltigen Anbaumethoden. Ihre Abhängigkeit von den natürlichen Ressourcen für die Versorgung ihrer Familien mit Nahrungsmitteln, Medikamenten und Brennstoffen ist ein starker Anreiz, diese Ressourcen zu erhalten und zu schützen. Es gibt immer mehr Belege dafür, dass Frauen - wie auch indigene Gemeinschaften - eine Schlüsselrolle bei der Erhaltung der Umwelt spielen können, oft durch ihr traditionelles Wissen und ihre landwirtschaftlichen Methoden. x Gleichzeitig muss darauf geachtet werden, dass sich die Arbeitsbelastung von Frauen nicht weiter erhöht – es ist dafür unerlässlich, dass Männer und Jungen ebenfalls zu Change Agents werden.

Fußnoten

  1. Quelle: FAO (2016) Women hold the key to building a world free from hunger and poverty
  2. Quelle: WIEGO (2019) Women and Men in the Informal Economy: A Statistical Brief 
  3. Quelle: ILO (2023) Women and men in the informal economy 
  4. Quelle: ILO (2019) Empowering Women in the Rural Economy
  5. Quelle: OECD (2021) Gender and the Environment. Building Evidence and Policies to Achieve the SDGs.