Aktivität: Pi­lot­pro­jekt Ru­an­da: För­de­rung der Ju­gend zur Ein­for­de­rung ih­rer se­xu­el­len und re­pro­duk­ti­ven Ge­sund­heit und Rech­te (SRGR)

Überblick

Kategorien
  • Themen: Gesundheit
  • Gesundheit: SRGR
Länder
Ruanda
Laufzeit
August 2018 bis Oktober 2019
Auftraggeber
  • Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)

Ausgangssituation

Trotz der Bemühungen der ruandischen Regierung steigt die Rate der Teenagerschwangerschaften und junge Mütter erfahren zunehmend Diskriminierung. In jüngster Zeit wurden ca. 17.500 Teenagerschwangerschaften gezählt. Die jungen Mütter werden oft von der Familie verstoßen, müssen die Schule abbrechen, um für ihr Kind zu sorgen und verlieren so die Möglichkeit einen Beruf zu erlernen und wirtschaftliche Unabhängigkeit zu erreichen. Zudem wird ihnen bei Standesämtern oft die amtliche Registrierung verweigert, wenn sie nicht vom Vater des Neugeborenen begleitet werden. Aus Angst vor Strafverfolgung unterlassen es die Väter, offiziell ihre Kinder anerkennen. Ohne offizielle Registrierung fallen die Neugeborenen jedoch aus dem System heraus und haben keinen Zugang zu Gesundheits- und Sozialdiensten.

Unzureichendes Wissen über sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte (SRGR), eingeschränkter Zugang zu Verhütungsmitteln und sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt, gegen über Mädchen und jungen Frauen , sind die Hauptgründe für die hohe Zahl an  ungeplanten frühen Schwangerschaften. Sexualerziehung ist vielenorts ein Tabuthema in Ruanda. Zwar wurde Sexualaufklärung anteilig in den Lehrplan aufgenommen, bisher gibt es jedoch kein Monitoring des Umsetzungsstandes oder der Ergebnisse. Armut, mangelnde Bildung, mangelnde Kenntnisse der Eltern und Tabuisierungen tragen wesentlich zu einem  eingeschränkten Wissenstand übersexuelle und reproduktive Gesundheit und ihre jeweiligen Rechte und eingeschränktem  Zugang zu Dienstleistungen bei.

Ziel

Ziel ist es, das Bewusstsein für SRGR von Jugendlichen, insbesondere Mädchen und jungen Frauen zu stärken, Wissen zu vermitteln und die Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren. Damit soll die Diskriminierung von jungen Müttern bekämpf und die hohen Raten an Teenagerschwangerschaften gesenkt werden.

Vorgehensweise und Ergebnisse

Das Projekt wurde als Gewinner des GIZ-Wettbewerbs “Agents of Change – Kinder- und Jugendrechte in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit“ ausgezeichnet. Die Maßnahmen wurden in enger Kooperation mit staatlichen und lokalen Akteur:innen, Schulen und zivilgesellschaftlichen Organisationen umgesetzt. Das Projekt unterstützt junge Mütter dabei ihre Rechte und die Rechte ihrer Kinder einzufordern. Folgende Ergebnisse wurden erzielt:

  • 148 Peer Educators wurden zu SRGR geschult;
  • 89 lokale Behörden wurden im Bereich Kinderrechte, geschlechtsspezifische Gewalt und in der Registrierung von Kindern geschult;
  • 145 jungen Müttern wurde Rechtsbeistand gewährt und vor Gericht vertreten;
  • 692 Kinder wurden in 12 Standesämtern registriert;
  • 3.650 Menschen (2.145 Männer und 1.505 Frauen) wurden mit Hilfe von Kampagnen sensibilisiert;
  • 3291 Jugendliche wurden durch das Projekt geschulte Peer Educators für SRGR in Schulen sensibilisiert;
  • 50 Lehrer:innen hatten eine zweitägige Schulung über SRGR.

Wirkung

Aufgrund der unterschiedlichen Akteur:innen konnten Wirkungen auf lokaler- und nationaler Ebene erzielt werden. Mädchen und junge Frauen, die an den Trainings und den Kampagnen teilgenommen haben, haben Zugang zu Informationen über ihre Rechte erhalten und können diese einfordern. Das Projekt hat zum Empowerment von Jugendlichen, insbesondere junge Frauen, und der Reduzierung von Diskriminierung beigetragen. In ausgewählten Distrikten können junge Mütter nun ihre Neugeborenen auch ohne Nachweis der Identität des Vaters registrieren lassen. Dadurch bekommen die jungen Mütter und ihre Kinder Zugang zu den notwendigen Basisgesundheitsdienstleistungen und sozialer Sicherung. Die Projektaktivitäten richteten sich an verschiedene Zielgruppen, so wurden neben Jugendlichen und Eltern, auch Beamt:innen und Lehrer:innen  zu  dem Thema sensibilisiert und fortgebildet. Die Stärkung der Kapazitäten der Partnerorganisationen trägt dazu bei, dass ausgewählte Aktivitäten auch nach Beendigung der Projektlaufzeit fortgeführt werden können. Ein Upscaling der Aktivitäten in weitere Distrikte ist in der Planung.