Aktivität: Frauen frei von Gewalt – So ge­winnt Ecua­dor!

Im Rahmen einer Social-Media-Kampagne machen Akteur:innen aus Politik, Sport, Zivilgesellschaft und dem privaten Sektor gemeinsam die ecuadorianische Gesellschaft auf die weit verbreitete geschlechtsbaierte Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufmerksam. Ziel ist es, eine Kultur der Nichtduldung für geschlechtsbasierte Gewalt gegen Frauen zu schaffen: „Frauen frei von Gewalt: So gewinnt Ecuador!“.

Überblick

Kategorien
  • Themen: Gewalt gegen Frauen und Mädchen
  • Gewalt gegen Frauen und Mädchen: Intime Partnergewalt
  • Bildung: Digitalisierung
Länder
Ecuador
Laufzeit
November 2018 bis Januar 2020
Auftraggeber
  • Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
© PreViMujer, 2019

Ausgangssituation

In weiten Teilen der ecuadorianischen Bevölkerung wird die Gewalt an Mädchen und Frauen toleriert und als normal empfunden. Laut einer Erhebung des Nationalen Amtes für Statistik und Volkszählung (Instituto Nacional de Estadístíca y Censos (öffnet neues Fenster)) aus dem Jahr 2019 erleben sieben von zehn Frauen in Ecuador geschlechtsbasierte Gewalt (GBV) mindestens einmal in ihrem Leben, die überwiegend von ihren Partnern oder Ex-Partnern verübt wurde. Während der Covid-19 Pandemie hat sich die Lage der Frauen noch weiter verschlechtert. Oft waren sie während der monatelangen Lockdown-Maßnahmen zu Hause mit ihren Tätern gefangen. In diesem Zusammenhang sind die sozialen Medien zu einem noch wichtigeren Instrument geworden, um Frauen zu erreichen und ihnen Informationen und Hilfe zu bieten.

Ziel

Ziel der ein Jahr lang andauernden Kampagne ist es, die ecuadorianische Gesellschaft für das weit verbreitete Problem der geschlechtsbasierten Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu sensibilisieren und die Akteure zu motivieren, etwas dagegen zu unternehmen. Langfristig sollen die soziokulturellen Muster, die Gewalt gegen Frauen und Mädchen legitimieren und rechtfertigen, aufgebrochen und eine Kultur der Nulltoleranz gegenüber geschlechtsbasierter Gewalt gegen Frauen geschaffen werden.

Vorgehensweise

Die Kampagne „Frauen frei von Gewalt: So gewinnt Ecuador!“ wurde im Rahmen des GIZ-Projekts PreViMujer (öffnet neues Fenster) ins Leben gerufen, welches sich im Auftrag des BMZ für die Prävention von Gewalt gegen Frauen in Ecuador einsetzt. Die Kampagne wurde vom GIZ-Sektorvorhaben „Förderung der Gleichberechtigung der Geschlechter“ (öffnet neues Fenster) von November 2018 bis Januar 2020 mitfinanziert. Im Rahmen der Social-Media-Kampagne „Frauen frei von Gewalt: So gewinnt Ecuador!“ (span.: Mujeres Sin Violencia: ¡Así Juega Ecuador!) wird seit 2018 unter dem Hashtag #MujeressinviolenciaEc eine Vielzahl von Fotos, Videos und weiteren Informationen geteilt, die auf die hohe Gewaltrate an Frauen aufmerksam macht, und Frauen aufzeigt, wie sie ihr entgegentreten können und wo sie rechtliche und psychologische Unterstützung erhalten können.

Die neueren wissenschaftlichen Studien über die wirtschaftlichen Kosten von Gewalt gegen Frauen von PreViMujer, die in Zusammenarbeit mit der Universität San Martin in Perú durchgeführt wurden, die über die Kanäle der Kampagne verbreitet wurden, fanden ein großes Publikum in den sozialen Medien und führten zu mehreren Artikeln in lokalen digitalen Zeitungen.

Um eine möglichst große und heterogene Zielgruppe zu erreichen, hat sich die Kampagne mit insgesamt 24 Akteur:innen unterschiedlichster Lebensbereiche zusammengeschlossen – darunter parlamentarische Gruppen, mehrere nationale Fußballclubs, Radiosender wie Área Deportiva, Frauenrechtsorganisationen und Personen des öffentlichen Lebens. Mit den Aufklärungsbotschaften sollen vor allem auch (junge) Männer angesprochen werden, die eine wichtige Rolle bei der Dekonstruktion von gewaltfördernden Geschlechternormen und Stereotypen spielen.

Darüber hinaus hat das Projekt mit den Partner:innen der Kampagne Sensibilisierungs-Workshops durchgeführt, um das Bewusstsein für das Problem in allen Teilen der Gesellschaft zu schärfen und nachhaltige Veränderungen herbeizuführen. Außerdem unterstützten mehrere Unternehmen und Verbände ds Privatsektors die Kampagne durch die Entwicklung von Materialien, die ihre Produkte mit dem Thema der Prävention von Gewalt gegen Frauen in Verbindung brachten und in Schulungen und audiovisuelles Material investierten.

Schließlich war die Wanderausstellung "Look at her, look at yourself. Voices in resistance" eine Schlüsselinitiative im Rahmen der Kampagne. Die Gewalterfahrungen bekannter und unbekannter Frauen aus Vergangenheit und Gegenwart durch ihre Porträts und Geschichten wurden mit Unterstützung der lokalen Behörden zwei Jahre lang in verschiedenen Städten des Landes und an mehreren Orten in der Hauptstadt Quito visuell dargestellt.

Wirkung

"Frauen frei von Gewalt: So gewinnt Ecuador!" hat bewiesen, dass langfristige Kampagnen eine große Wirkung haben können. Insgesamt haben die Social-Media-Kanäle (Facebook, Instagram, Twitter und die Website der Kampagne) rund 43.000 Follower. Zusätzlich wurde die Hälfte dieser Zahl allein über die sozialen Netzwerke von Privatunternehmen erreicht. Mehrere Infografiken oder Podcasts, die rund um den 25. November 2021, den Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, veröffentlicht wurden, haben mehr als 30.000, 40.000 oder 50.000 Menschen erreicht. 178.000 Personen wurden durch die Wanderausstellung erreicht. Besonders erwähnenswert ist auch die Durchführung eines Webinars durch das Rote Kreuz Ecuador. Trotz ihrer hohen Arbeitsbelastung während der Covid-19 Pandemie erkannten sie die Dringlichkeit, das Problem anzugehen.

Die Kampagne hat sich zu einer erfolgreichen und dauerhaften Maßnahme entwickelt, weil sie einen strategischen Ansatz der Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteur:innen der Gesellschaft verfolgt. Das positive und proaktive Motto der Kampagne begünstigt auch das Engagement von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wie Künstler:innen, Sportler:innen und Filmemacher:innen, die mit dem Thema die breite Öffentlichkeit leichter erreichen können. Die Kampagne hat mit den Sensibilisierungs-Workshops und den Beiträgen auf sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter und Instagram dazu beigetragen, ein gesellschaftliches Umdenken im Umgang mit geschlechtsbasierter Gewalt in Ecuador anzuregen und diese dadurch präventiv zu bekämpfen. Die Prävention von Gewalt gegen Frauen und der Abbau von Mustern, die sie normalisieren, vor allem in jungen Jahren, ist der vielversprechendste Weg, sie zu verhindern.