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Par­ti­zi­pa­ti­ves For­schungs­pro­jekt do­ku­men­tiert Le­bens­ge­schich­ten von Ex-Kom­bat­tan­tin­nen 

01.12.2021, News :

In einem von der Berghof Foundation umgesetzten Projekt konnten ehemalige weibliche Mitglieder bewaffneter Gruppen ihre Erfahrungen aus der Zeit während und nach Konflikten filmisch festhalten.
 

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© Berghof Foundation, 2020

Denkt man an bewaffnete nicht-staatliche Gruppen in Konfliktregionen, werden damit hauptsächlich männliche Kämpfer assoziiert. Jedoch sind bis zu 30 Prozent der Mitglieder dieser Gruppierungen Frauen. Über ihre Rollen in den Konflikten ist wenig bekannt, und ihre Perspektiven und Bedarfe werden bei Friedensprozessen oft nicht berücksichtigt. Dabei ist ein besseres Verständnis der diversen Erfahrungen und Potentiale der ehemaligen Kombattantinnen höchst relevant für die Unterstützung von Wiederaufbau und politischen Prozessen in Postkonflikt-Gesellschaften. Dies haben Studien mehrfach belegt.

Das Projekt „From Female Combatants to Post-War Democratic Leaders” erfasste die verschiedenen Herausforderungen und Chancen, mit denen insbesondere weibliche Mitglieder nicht-staatlicher bewaffneter Gruppen konfrontiert sind. Von 2018 bis 2020 wurde das Projekt von der Berghof Foundation durchgeführt und vom GIZ-Sektorvorhaben „Förderung der Gleichberechtigung der Geschlechter" im Auftrag des BMZ finanziert.

Das Vorgehen beruhte auf einem partizipativen Forschungsansatz, der es sieben ehemaligen Kombattantinnen aus Aceh (Indonesien), Mindanao (Philippinen), Nepal und Burundi ermöglichte, Filmmaterial über andere weibliche Ex-Angehörige von bewaffneten Gruppen zu erstellen. In Reflektions- und Dialogräumen, die eigens für Frauen ausgelegt wurden, lernten die Teilnehmer:innen, ihre Perspektiven zu äußern und zu stärken. Dadurch konnten Konfliktnarrative und Erfahrungen von marginalisierten Gruppen festgehalten werden, die normalerweise schwer zugänglich sind.

A wo­men is peace, a wo­men is love. Our place is not in the fo­rest: our place is de­ve­lo­ping our coun­try.

Christella, Ex-Kämpferin aus Burundi

Mit den Videointerviews konnten zentrale Herausforderungen und Chancen der früheren Kombattantinnen bei ihrer Re-Integration in die Gesellschaft identifiziert werden. Darüber hinaus wurden innovative Erkenntnisse über die tatsächliche und potenzielle Rolle ehemaliger weiblicher Mitglieder bewaffneter Gruppen in politischen Übergängen der Nachkriegszeit und ihre Beteiligung an der Verhinderung gewaltsamer Konfliktrückfälle dokumentiert und analysiert.

Es entstanden insgesamt 1.800 Minuten Filmmaterial in 43 Videos. Einige Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt wurden in einem wissenschaftlichen Artikel im International Feminist Journal of Politics sowie in einem Booklet und dem Kurzfilm “I Have to Speak” – Voices of Female Ex-Combatants festgehalten.

Mehr Informationen zum Projekt erhalten Sie hierAufbauend auf der Kooperation finanziert das GIZ-Sektorvorhaben „Förderung der Gleichberechtigung der Geschlechter“ im Auftrag des BMZ seit November 2021 ein weiteres Projekt mit der Berghof Foundation, in der die Erfahrungen von Ex-Kombattantinnen in Kolumbien und Uganda dokumentiert und aufgearbeitet werden.

Zwischen November 2020 und November 2021 vertiefte ein im Rahmen des GIZ-Vorhabens „Stärkung Jugendlicher für Friedensentwicklung und gewaltfreie Konfliktbearbeitung in Mindanao“ gefördertes Projekt die filmische Spurensuche auf den Philippinen. Durch Filminterviews, Dokumentarfilme und ein Booklet wurden Gespräche zwischen den Generationen dokumentiert, insbesondere zwischen Ex-Kombattantinnen der Moro Islamic Liberation Front (MILF) und ihren Töchtern.

Be­tei­li­gung von Frauen an Frie­dens­pro­zes­sen

Aufgrund diskriminierender Geschlechterstereotypen, mangelndem politischen Willen, allgemein geringen politischen Beteiligungsmöglichkeiten und unzureichenden Bildungsmöglichkeiten sind Frauen oft von Friedensprozessen ausgeschlossen. Dadurch werden die Perspektiven von etwa der Hälfte der repräsentativ verhandelnden Gesellschaften missachtet. Eine gerechte, gleichberechtige Einbeziehung von Frauen kann zur Erhöhung der Legitimität von Friedensprozessen und zur Verbesserung der Resultate beitragen.